Schweiz - Saldanha Bay
- Sarah Zemp

- Oct 11
- 5 min read
Schweizerland statt Segelabenteuer – drei Monate zwischen Alltag und Schokolade:
Am 29. Januar hiess es: Anker lichten, aber diesmal nicht für ein neues Inselabenteuer – sondern für drei Monate Schweiz! Unsere Peruagus blieb brav im Yachtport zurück, während wir unseren Alltag gegen den guten alten Schweizer Rhythmus tauschten. Der Grund? Ganz einfach: Das Bordbudget wollte wieder etwas aufgefüllt werden, bevor in Saldanha Arbeiten am Boot anstanden.
Zurück in der Schweiz war es, als ob jemand die Stoppuhr auf „Alltagstrott“ gestellt hätte. Ich tauchte in die Welt der pflegimuri ein und Thomas packte kräftig mit an, um seinen Bruder bei einem Projekt zu unterstützen. Klingt nach viel Arbeit – und war es auch. Aber natürlich gab es auch jede Menge Highlights:
Wir waren in den Bergen unterwegs, haben Freunde getroffen, feierten den 40. Geburtstag unserer Nachbarin in Buttwil – stilecht im Wiesen-Motto, als wäre man direkt in eine Alpen-Szene von Heidi geplumpst. Ein Konzert der Australian Pink Floyd Show brachte uns zurück in die Jugendjahre – und liess uns mit offenem Mund staunen, wie nah sie dem Original kommen. Und klar, unsere Lieblingsplätze wie das Lago in Zürich durften natürlich auch nicht fehlen. Zwischendurch standen wir auch in schweren Momenten der Familie bei – eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein.
Ein absolutes Highlight für unsere Naschkatzen-Seele: der Besuch in der Läderach Factory. Für alle, die es nicht kennen: Läderach ist eine Schweizer Traditionsmarke, berühmt für ihre knackige Frische Schoggi und feine Pralinen. In der Fabrik in Bilten taucht man direkt in die Welt der Schokolade ein – der Duft liegt schon beim Eingang in der Luft, die Vielfalt der Sorten ist schier überwältigend, und natürlich durften wir uns durch die Kostproben schlemmen. Es fühlte sich tatsächlich ein bisschen an wie bei Charlie in der Schokoladenfabrik – nur besser, weil man nichts erfinden musste, sondern einfach geniessen durfte.
Die Wochen flogen nur so vorbei, und obwohl wir jeden Tag ausgekostet haben, war die Vorfreude auf die Rückkehr riesig. Am 30. April war es endlich soweit: Boarding für Südafrika – zurück zu unserer geliebten Peruagus!
Natürlich ist es nie ganz ohne Bauchweh, das Boot so lange allein zu lassen. Aber wir wussten: Der Yachtport ist sicher, und unsere Lady wartete geduldig auf uns.
Kaum an Bord, begann der schönste Teil jeder Heimkehr: das Auspacken. Zwischen Kleidern und praktischen Ersatzteilen fanden wir auch unsere ganz persönliche Schatzkiste – nämlich mehrere Kilos bester Läderach-Schokolade. Denn egal wie weit man reist: ohne süsse Schoggi geht gar nichts.
Und so hiess es wieder: Zuhause ist da, wo die Peruagus liegt – und wo der Kühlschrank nun verdächtig nach Läderach klingt.
Auswassern mit Hindernissen – unsere letzten Tage in Südafrika
Am Donnerstag sind wir angekommen. Schon seit Langem war abgemacht, dass wir am Montag ausgewassert werden, um die Arbeiten an unserer Peruagus zu erledigen und Südafrika rechtzeitig zu verlassen, bevor unsere Aufenthaltsgenehmigung ablief.
Doch die Freude währte nur kurz. Am Montag erfuhren wir, dass ein anderes Schiff an unserer Stelle ausgewassert wurde – und damit auch unseren lang geplanten Motorenservice erhielt, der eigentlich für Dienstag vorgesehen war. Wir waren entsetzt! Seit Monaten hatten wir alles organisiert, und nun bekam ein Boot, das erst am Sonntag angekommen war, einfach unseren Platz.
Der Chef des Yachthafens war nicht da, also mussten wir im Büro vorsprechen. Dort hiess es nur knapp, es sei seine Entscheidung gewesen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als ihm eine E-Mail zu schreiben. Am Dienstag kam er dann persönlich vorbei – ein wirklich netter Mann – und entschuldigte sich. Seine Erklärung war jedoch wenig überzeugend. Also hiess es warten. Niemand konnte uns sagen, wann wir endlich an der Reihe wären.
Am Mittwoch war es dann soweit: Peruagus kam endlich aufs Trockene. Doch schon die Fahrt vom Dock zur Auswasserungsstelle war ein Abenteuer. Thomas gab ordentlich Gas, und trotzdem bewegten wir uns kaum – kein Wunder, als wir sahen, was sich alles am Rumpf angesammelt hatte.
Nun standen uns zehn intensive Tage an Land bevor – ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Wir mussten immer wieder nachhaken, uns kümmern, erinnern, antreiben, damit die Arbeiten überhaupt weitergingen. Der Yanmar-Service wurde schliesslich durchgeführt, am Steuerbord-Motor musste eine Dichtung ersetzt werden, wozu er komplett aufgehängt werden musste. Auch beide Saildrives benötigten neue Wellen – der Mechaniker meinte, es könne bis zu einem Monat dauern, bis sie geliefert würden.
Oje! So viel Zeit – und Geld – hatten wir nicht. Eine Nacht lang bangten wir, wie lange wir wohl würden warten müssen. Zum Glück fanden sich schliesslich noch zwei Wellen auf Lager – und sogar ein Occasionsstück.
Es wurde poliert, geschliffen, gestrichen. Der Riggcheck durchgeführt, und auch unser Toplicht – das seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr funktionierte – konnte dank einer Nachbestellung über den Rigger endlich ersetzt werden. Am Ende waren wir mit den Arbeiten sehr zufrieden, auch wenn die Organisation, wie so oft, etwas zu wünschen übrig liess. Unserer Gangway haben wir noch ein Refit verpasst.
Die Tage vergingen rasend schnell. Nebenbei mussten wir noch einkaufen und lernten Pascale, Pascal und Leo vom Schiff Maitai kennen – ja, genau das Boot, das unseren Platz bekommen hatte. Sie wussten allerdings nichts davon und waren genauso überrascht wie wir.
Die Nächte waren schon ziemlich kühl, also liessen wir unsere kleine Elektroheizung laufen. Wirklich gemütlich ist das Leben auf einem Schiff an Land nicht – besonders, wenn man für jeden Toilettengang die Leiter runterklettern muss. Auch der Abwasch wird zur Herausforderung, wenn man ihn auf der Toilette erledigen und das Geschirr mühsam im Eimer hinuntertragen muss.
Umso grösser war die Freude, als es endlich wieder zurück ins Wasser ging. Doch selbst das lief nicht ganz reibungslos: Die Gurte des Lifts liessen sich nicht vom Boot lösen – vermutlich klebten sie wegen der Farbe fest. Alle Helfer versuchten mit einem Bootshaken, sie zu befreien, aber ohne Erfolg.
Thomas wollte vom Schiff aus helfen, griff zum Bootshaken, rutschte ab – und schnitt sich am Hals eine Wunde. Im ersten Moment war ich geschockt: Er schrie auf, hielt sich die Hand an den Hals – und ich dachte nur, wie tief ist die Wunde? Was, wenn er die Hand wegnimmt und das Blut spritzt? Und das alles, während wir halb am Lift hingen!
Zum Glück war es nur eine oberflächliche Schnittwunde, die Blutung minimal – aber dennoch mit einem uralten Bootshaken verursacht. Also kramte ich, immer noch am Lift hängend, die Steristrips und das Desinfektionsmittel hervor, um die Wunde zu versorgen, bevor es endlich weitergehen konnte.
Was für ein Nervenmoment – aber am Ende waren wir einfach nur froh, als unsere Peruagus wieder sicher im Wasser lag und beide Motoren einwandfrei funktionierten.




































































































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