Puerto Rico - Panama
- Sarah Zemp
- Jun 14, 2023
- 5 min read
Die Überfahrt von St. Maarten nach Puerto Rico war wunderschön. Wir konnten den ganzen Weg mit dem Parasailor zurücklegen. Endlich wieder mal Segel setzten und nur noch geniessen. Kurz vor der Ankunft in Culebra (eine kleine Insel vor der Hauptinsel) mussten wir noch vor einer Gewitterfront flüchten, was uns auch gelang. Das richtige «Gewitter» stand uns aber erst an Land bevor, doch das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Wir haben uns schnell zum Einklarieren bereitgemacht und uns in Richtung Flughafen begeben wo die CBP (Custom and Border Protection) auf Culebra stationiert ist. Wir hatten im Voraus ein Visum für Amerika beantragt und dafür auch eine Bestätigung erhalten. An dem kleinen Flughafen angekommen, meldeten wir uns bei der CBP. Sofort kam die Frage; habt ihr ein Visum? Klar sagten wir und gaben den Officer unsere Bestätigungen. Aber sie fragten wieder; Habt ihr ein Visum? Ja, hier! Schnell kam die Antwort: Das zählt nicht wenn man mit einem privaten Boot einreist, die Busse dafür ist 585 $. Was Busse? 585 $, obwohl wir alle Formulare bereits im Vorhinein online eingereicht hatten? Nein sogar 585 $ pro Person. Wir standen beide schockiert und wie gelähmt da und wussten nicht, was wir mit dieser Situation anfangen sollten. Wir sagten dem Officer, dass wir das Land sofort wieder verlassen werden. Er wollte uns aber nicht gehen lassen, da wir ja anscheinend bereits auf den Camaras zu sehen seien. Es waren 2 Officer, dem einen machte es grosse Freude uns immer wieder die 585 $ pro Person unter die Nase zu reiben. Aber damit nicht genug, das Geld mussten bar bezahlt werden. Der Geldautomat aber, war natürlich nicht am Flughafen, also mussten wir die 30 Min wieder zurück laufen um das Geld bei der nächsten Bank abzuheben. Dann wieder zurück zum Flughafen und das alles bei über 30 Grad und Mittagshitze.
Die ganze Prozedur dauerte etwa 4 Stunden. Mittlerweile waren wir, nebst Frustration, auch beide schon müde von der vergangenen Nacht. Die Stimmung war im Keller. Als schliesslich alles erledigt war, gingen wir nochmals den langen Weg zurück zum Dinghy Dock, das zu einer Bar gehörte und genehmigten uns einen Rum Punch. Irgendwie konnten wir uns von diesem Schock nicht so recht erholen… was wir mit diesem Geld alles hätten machen können. Der unfreundliche Officer sagte uns dann noch, das dies oft geschieht, aber ändern wollen sie trotzdem nichts? Wie sich im Nachhinein herausstellte, hätten wir mit einer Fähre von den BVIs nach Amerika, St. Thomas, einreisen müssen, dann hätten wir mit dem Visum das wir hatten, einen Stempel bekommen und dann wäre alles gut gewesen. Es hat uns noch einige Tage beschäftigt, aber wir mussten feststellen, dass wir uns von nun an wieder detaillierter mit dem Einklarieren auseinandersetzen müssen, denn leider ist es nicht immer so einfach wie in den kleinen Antillen.
Am nächsten Tag ging es weiter zu einer noch kleineren Insel, Cayo Icacos. Als wir ankamen, war die Bucht mit geschätzten Hundert Booten gefüllt. Überall schallte laute Musik durch die eigentlich wunderschöne Bucht. Unser Anker hielt nicht wirklich, da bereits alle guten Ankerplätze besetzt waren. Als sich die Boote gegen Abend endlich in Richtung Hauptinsel begaben, fanden wir kurz vor dem eindunkeln noch ein Sandflecken, endlich hielt auch unser Anker und wir hatten die Bucht praktisch für uns alleine. Als wir am nächsten Morgen aufstanden, waren wir schliesslich noch das einzige Schiff. Die Einsamkeit dauerte aber nur für weitere 15 Min, denn dann kamen auch schon wieder die Jetskis, Motorboote und Touristenboote angeschossen und langsam füllte sich die Bucht wieder wie am Vortag. Es war Sonntag, also schnell weg hier, weiter nach San Juan auf der Hauptinsel.
In San Juan haben wir eine Woche verbracht und die Stadt zu Fuss erkundet. Die Altstadt war farbenfroh und sehr belebt. In anderen Teilen der Stadt war es fast schon ausgestorben und es gab nicht viel zu sehen. Es war ein skurriler Mix aus Karibik und Amerika. Lustig war, dass wie an anderen Orten die Tauben, es hier die Hühner mit ihren Küken waren, die überall frei herumliefen.
Am Freitag 26.Mai um 18 Uhr haben wir San Juan verlassen, nächster Halt Panama Linton Bay Marina, ca. 1000 Seemeilen. Das Wetter war eine Herausforderung. Kein Wind, viel Wind, Blitze, Regen und auch optimale Windbedingungen. Wir mussten wiedermal vor einer grossen Gewitterfront flüchten, was uns dank Zickzack fahren, Radar und ständigem kontrollieren der Wetterlage auch gelang. Delphine haben uns 2x begleitet und auch Wale konnten wir von weitem beobachten. Es gab wunderschöne Sonnenauf- und -untergänge. Auf längeren Überfahrten verliert man das Zeitgefühl, schlafen, wach sein, essen, die Tage fliessen ineinander über. Am Samstag um 8.40 Uhr sind wir nach 1012 Seemeilen schliesslich sicher in der Linton Bay Marina angekommen. Übrigens haben wir auf dieser Überfahrt unsere 10’000 Seemeilenmarke geknackt.
Das Hafenpersonal war freundlich und hilfsbereit. Aber diese Hitze, es war windstill und sehr drückend. Wir waren beide schon lange wach und so wurde die Ankunft zur Qual. Es gab keine Abkühlung. Wir schafften es erst am Nachmittag ins Marina Büro. Zum Glück war das Zoll Büro am Wochenende geschlossen, so wurde uns dies erspart. Auch die Einwanderungsbehörde, die sich in Portobelo ca.30 Autominuten entfernt befindet, war erst wieder am Montag geöffnet. Wir versuchten uns wach zu halten. Gegen Abend kauften wir Eis, um ein Fussbad und Umschläge zu machen, damit wir endlich diese Hitze aus unserem Körper brachten.
Das Einklarieren war eifach. Im Zoll Büro hat uns Fausto alle Formulare selber ausgefüllt und gegen eine Gebühr auch das Crusing Permit, das alle brauchen, beantragt. Am Nachmittag sind wir mit dem Taxi nach Portobelo, wo uns eine freundliche Dame in der Immigration empfangen hat. Alles problemlos, es geht eben auch einfach.
In den letzten eineinhalb Wochen haben wir ausschliesslich viel geschlafen, angefangen spanisch zu lernen und uns über die Möglichkeiten hier erkundigt. Auf dem Hafenareal kann man täglich frisches Obst und Gemüse kaufen und in Puerto Lindo, ca. 15 Min zu Fuss entfernt, gibt es einen kleinen Laden. Zudem hat es auf dem Hafenareal eine Tankstelle mit einem kleinen Shop für Getränke. Wir sind hier nämlich im Dschungel. Täglich hören wir die Brüllaffen, ein sehr lautes Geräusch, das uns zu Beginn sehr irritiert hat.
Letzten Freitag machten wir mit dem Bus einen Ausflug nach Sabanitas. Die Fahrt dauerte ca. 2 Stunden (ein Weg). In einem alten Schulbus, der mit Graffitis besprüht wurde, sehr lauter Musik und vielen Schlaglöchern in der Strasse, war das ein besonderes Erlebnis. Ein- und Aussteigen kann man wo man will. In Sabanitas angekommen, haben wir eine SIM Karte organisiert und im Supermarkt einige Dinge gekauft, die man in der Nähe des Hafens nicht bekommt.
Wie gesagt hier sind alle sehr freundlich, das Wetter ist wechselhaft und wir sind mitten in der Natur, umgeben von Grün. Nun planen wir unsere Zeit hier in Panama. Schliesslich werden wir hier bis im April nächsten Jahres bleiben.
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