Panama bis Niue
- Sarah Zemp
- Sep 11, 2024
- 9 min read
Am 1.März verliessen wir Panama City. Über 4000 NM lagen vor uns, der längste Törn unserer Weltumseglung. Wir waren beide so froh weiterzuziehen, dass es gar keine grosse Aufregung oder Anspannung gab.
Wir waren insgesamt 27 Tage und 16 Stunden unterwegs und sind am 28. März um 23.58 Uhr in Hiva Oa, den Marquesas, angekommen. Im Gesamten haben wir 4090 Seemeilen zurückgelegt. Es ist immer schwierig eine solche Überfahrt in Worte zu fassen. Alle die es bereits erlebt haben, wissen, dass die Zeit eine andere Bedeutung bekommt. Wie schon so oft geschrieben, vergisst man welcher Tag gerade ist, denn man befindet sich in einer eigenen Welt, ohne Zeit und Taggefühl. Es gibt nur das Meer, den Himmel, die Sonne, den Mond, Sterne und natürlich den Wind. Die Zeit wird unwichtig, bis kurz vor dem Ziel, den dann muss man wieder überlegen, kommen wir bei Nacht an, wann müssen wir einklarieren, wo melden wir uns. Trotzdem der Versuch, einer kurzer Zusammenfassung von diesen 4 Wochen auf dem Pazifik.
Woche 1:
Zu Beginn war der Wind noch kurze Zeit auf unserer Seite, es wurde jedoch schnell weniger und wechselhaft. In der ersten Woche war die Strömung zum Glück noch zu unseren Gunsten, so konnten wir viel Diesel sparen. Die Zone zwischen Panama und den Galapagos ist meist ehr windarm und wir waren darauf vorbereitet, diese Strecke unter Motor zurückzulegen. Schnell bemerkten wir allerdings, dass die Batterien zu überhitzen begannen, da die Motoren Tag und Nacht liefen. Einmal stoppten wir für eine Stunde beide Motoren, genossen die Sonne, nahmen ein Bad, doch die Batterien kühlten sich in so kurzer Zeit leider nicht ab
In dieser Woche sahen wir hunderte Delphine. Manchmal beim Jagen, von weitem ersichtlich durch ihre akrobatischen Luftsprünge und oft sind sie einfach bei uns mitgeschwommen. Praktisch jeden Morgen und Abend waren sie da. An einem Tag beobachteten wir einen Helikopter, der um uns herum kreiste, er suchte wohl etwas oder jemanden. Die Wetterprognosen hatten sich, wie so oft wieder mal verändert und wir haben uns entschieden, die Galapagos Inseln nördlich statt südlich zu umfahren, da es südlich viele Gewitter geben soll. Am Tag 7, Land in Sicht, die Galapagos Inseln tauchten südlich von uns auf.
Woche 2
Um die Galapagos herum war es völlig windstill und das Meer speiegelglatt. Dies ermöglichte uns Haie und Seelöwen beim Sonnenbaden zu beobachten. Auch hier waren die Delphine noch in grossen Schulen unterwegs und einmal haben wir sogar noch einen Pottwal, der nicht weit entfernt von uns immer wieder auftauchte, gesichtet.
Am 8.3.24 um 10.41 Uhr überquerten wir schliesslich den Äquator. Dies wurde natürlich traditionell mit Rum für Poseidon und uns abgehalten. Im Anschluss kam eine eher mühsame Zeit, da wir auf einer Route waren, wo viele Fischer unterwegs waren. Natürlich ohne Rücksicht auf Segler und oft ohne AIS. Hier war es so, dass teilweise die Bojen mit AIS bestückt waren, was anfangs extrem verwirrend war, da man AIS Signale um sich herum hatte, aber keine Boote in Sicht. Auch haben diese Fischer oft 10-20 kleine Boote hinter sich hergezogen. So musste man also mitten auf dem Pazifik Angst haben, in eine Boje oder eine Leine zu fahren. In einer Nacht ist Batterie Nummer 3 (von4) plötzlich auf 49% gefallen, also startete ich den Motor. Am nächsten Tag haben wir Kontakt mit unserem Verkäufer Ross aufgenommen. Jedoch zeigte das Kontroll-Display an diesem Tag bei allen Batterien wieder 100% an. Ross gab uns einen Kontakt von einem Elektriker, damit wir mit ihm das weitere Vorgehen besprechen konnten. Seit dieser Nacht mussten wir die Motoren jede Nacht für ein paar Stunden laufen lassen, damit die Batterien nicht unter 12.4 Volt fielen. Jedoch wegen der Überhitzung auch nicht beide gleichzeitig Zu Beginn war es eine sehr belastende Situation. Wir wussten, dass wir noch tausende von Meilen vor uns hatten und wir wussten aus früheren Erfahrungen eben auch, was es bedeutet, wenn alle Batterien aussteigen würden.
Woche 3
Mit der Zeit hatten wir das Batterie-Problem wieder unter Kontrolle, was die Situation sehr beruhigte. Wir wussten nun auch, dass der eine Motor für das überhitzen der Batterien verantwortlich war. Wir standen weiterhin im Austausch mit dem Elektriker. Dann stellten wir auch fest, dass bei unserer Entsalzungsanlage Wasser aus der Membrane tropft. Wir kontaktierten Georg aus Österreich, den wir in Panama kennengelernt hatten. Wir wussten er kennt sich gut mit Wassermachern aus. Er konnte uns auch weiterhelfen, also hatten wir auch dieses Problem für den Moment unter Kontrolle. An einem Tag hatte sich noch mein Käsekuchen, den ich gerade in den Ofen geschoben hatte, weil es plötzlich welliger wurde als erwartet, im ganzen Backofen verteilt. Wer ein Gasofen auf einem Schiff kennt, weiss was das bedeutet – solche Dinge halten einem dann auch wirklich beschäftigt. In dieser Woche hatten wir endlich 5 mal einen Bisse an der Angel, aber leider, oder vielleicht Gott sei Dank, sind alle wieder abgehauen. Die Leine spulte sich so schnell ab, dass wir befürchteten, die Ganze zu verlieren. Auch hätte ein solches Kaliber keinen Platz in unseren zwei kleinen Gefrierfächern gehabt.
Woche 4
Nach ca. 3200 NM hat Thomas festgestellt, dass sich eine Dichtung vom Wärmetauscher bei einem Motor gelöst haben muss. Ein Teil davon war im Schlauch des Kühlwassers sichtbar. Wir haben sofort Kontakt mit den Mechaniker, der in Panama den Service an den Motoren gemacht hatte, aufgenommen. Nach einigen WhatsApp Nachrichten also; Demontieren der Endkappe des Wärmetauschers, Dichtung wieder an den dafür vorgesehenen Platz bringen. Leichter gesagt als getan. Leider war die Dichtung schon so deformiert, dass es unmöglich war. Nach Vorschlag des Mechanikers, sie Punktweise anzuleimen und alles wieder zusammen zu schrauben, hatte den Effekt, dass nun auch das Kühlwasser austrat. Also alles wieder auseinander nehmen, Dichtung entfernen und ohne wieder zusammen schrauben. Nicht optimal, aber die Kühlung funktioniert auch ohne diese Dichtung. Somit konnten wir den Motor, der die Batterien nicht überhitzte, wieder gebrauchen. In der letzten Woche am 23. März hatten wir endlich ein Biss an der Angel, den wir halb nackt und mit Sonnencreme am ganzen Körper, zu zweit mit einem halbstündigen Kampf aufs Boot brachten. Ein Bluefintuna, ein Prachtexemplar.
Am 28. März in der Nacht sind wir in Hiva Oa angekommen. Da wir einen Agenten beauftragten, um uns beim einklarieren zu helfen, hatten wir von ihm die glückliche Nachricht erhalten, dass am Karfreitag die Gendarmerie geschlossen sei. So konnten wir beruhigt ins Bett, mit dem Wissen, dass wir am nächsten Tag ausschlafen konnten.
In Hiva Oa trafen wir nach Monaten Emily und Dave wieder. Es war ein tolles wiedersehen und es gab viel zu erzählen. Wir hatten all unsere Probleme, die wir irgendwie unter Kontrolle bringen mussten. Eine Woche verbrachten wir in Hiva Oa. Es gab viel am Boot zu arbeiteten, darum gönnten wir uns an einem Tag einen Tagesausflug, um endlich Land und Leute kennen zu lernen. Unser Reiseführer war fantastischen. Einer, der diesen Tag mit seinem Humor und Musik für uns unvergesslich machte. Das Mittagessen gab es in einem lokalen Restaurant, wo wir feine einheimische Kochkünste genossen.
Anschliessend verbrachten wir ein paar Tage auf Tahuata, wo wir uns auch von Emily, Dave und Jade verabschieden mussten, da wir nun andere Ziele ansteuerten. Es ist eine richtig gute Freundschaft entstanden.
Da wir nur begrenzt Zeit in Französisch Polynesien hatten, entschieden wir uns, schnell zu den Atollen in den Tuamotus weiterzuziehen. Wir waren voller Vorfreude auf unser erstes Atoll in Manihi. Die Überfahrt von Taha nach Manihi dauerte ca. 4 Tag (neuerdings ein Katzensprung für uns). Die Ankunft beim Atoll war eine ganz neue Erfahrung. Die Passagen bei diesen Atollen sind sehr unterschiedlich, aber die bei Manihi war sehr eng und nicht tief. Das Wasser vor der Einfahrt kochte und wir waren uns nicht so sicher, ob bereits der richtige Moment war, um hineinzufahren. Nach einigen Runden vor der Einfahrt haben wir Locals auf ihrem Boot angesprochen und sie meinten es sei kein Problem durch die Passage zu fahren. Also wagten wir es, etwas nervös aber bestätigt durch die Fischer. Ich stand am Bug und Thomas am Steuer. Mit 5 Knoten Gegenströmung sind wir in einen Kochtopf gefahren. Meine Beine zitterten und ich wusste, ich muss Thomas einfach machen lassen, da ich eh nichts tun konnte. Unsere beiden Motoren mit ordentlich Dampf und Thomas Steuerkünste, brachten uns sicher ins innere des Atolls und wir beide hatten einen extremen Adrenalin Schub. Eigentlich wollten wir nur noch ankern und uns bei einem Bier erholen, aber leider verbrachten wir noch den ganzen Nachmittag um ein passenden Ankerplatz zu finden. Nach mehreren Versuchen legten wir Schlussendlich an einer nicht wirklich vertrauenswürdigen Boje an. Es gibt sehr viele Korallenstöcke, deshalb ist das Ankern auch nicht so einfach. Viele Boote ankern rücksichtslos und einfach ohne zu wissen, ob sie an einem Korallenstock halten oder im Sand. Manchmal müssen Taucher kommen, um die Anker dann zu befreien. Für uns war das nie eine Option. Für die nächsten Tage war viel Wind angesagt. Da wir dieser Boje aber auch noch nicht vertrauten, machten wir das erste Mal auf unserer Reise abwechselnd Ankerwache. Wir verbrachten eine Woche in Manihi, es war immer sehr windig und die sonnigen Abschnitte waren kurz. Trotz wunderschöner Gegend und vielen Schwarzspitzenriffhaie die wir endlich gesehen haben, waren wir etwas enttäuscht, da uns das Wetter ein Strich durch die Rechnung machte. Übrigens die Boje die uns mehrere Tage, auch bei starken Böen, gehalten hatte, ist nach dem wir die Lienen gelöst haben, abgesoffen, die Luft war weg.
Nach Manihi segelten wir mit einem Tagestörn weiter nach Rangiroa. Auch hier hatten wir vorgängig alles ausgerechnet und geplant, damit wir bei Ebbe ankamen, um mit der reinfliessenden Strömung durch die Passage zu kommen. Es herrschte so viel Wind, dass wir am Schluss nur noch mit dem 2 Reff im Grosssegel unterwegs waren, um nicht zu früh anzukommen. Und trotzdem waren wir zu schnell. Die Passage ins Rangiro-Atoll war jedoch im Vergleich zu Manihi sehr breit und tief, deshalb also kein Problem. Drinnen haben wir uns eine Boje von Dream Yacht Charter «geliehen», was wir allerdings zu Beginn gar nicht wussten. Glücklicherweise ist für die ganze Zeit niemand gekommen, der sie beanspruchte. Hier packten wir wieder mal unsre Fahrräder aus, um die Insel zu erkunden. An einem Tag war das Wetter dann endlich mal gut, dass wir uns entschieden schnorcheln zu gehen. Denn leider auch hier, die meiste Zeit viel Wind und an einem Abend sogar bis zu 42 KN am Ankerplatz. Eine grosse Zelle zog über Rangiroa und es entstanden auch relativ grosse Wellen im Atoll. 2 Boote gingen auf Drift hielten jedoch, zum Glück, schnell wieder bevor sie Gefahr liefen, ans Land getrieben zu werden.
In Thaiti erwarteten wir einen Gast und somit zogen wir nach ein paar Tagen weiter. Zwei Tage dauerte die Überfahrt nach Tahiti, der erste grössere Ort nach Panama. Da wir einen Agent hatten für französisch Polynesien, konnten wir mit etwas Glück noch ein Platz in der Marina Taina ergattern, was überhaupt nicht selbstverständlich ist. Natürlich der engste im ganzen Hafen, aber besser als keiner. Unser Nachbar-Boot gehörte einem Schweizer, der vor 10 Jahren nach Tahiti ausgewandert war. Auf der anderen Seite des Quais standen alle Superyachten aufgereiht, eine grösser als die Andere. An einem Abend veranstalteten die Crews der Superyachten ein Barbecue auf dem Steg, wo wir uns auch noch dazugesellten. Wir lernten viele nette Leute kennen und eine junge Frau, Amber, die im selben Dorf wie unsere Freundin Emily vom Schiff Restless, aufgewachsen ist - was für ein Zufall. Die Zeit in der Marina verbrachten wir mit putzen und einkaufen, da unser Gast schon bald ankam. Die Abende genossen wir aber in den Bars und Restaurants mit Livemusik und gutem Essen. Auch wurden hier endlich die Dichtungen bei den Motoren ersetzt. Es stellte sich raus, dass die Mechaniker in Panama, die alten Dichtungen nicht komplett entfernt hatten. Übrigens brauchte das Paket mit den Dichtungen (von Fedex geschickt) ca. 6 Wochen bis es bei unserem Agenten in Tahiti ankam (1 Tag vor uns) und eigentlich war es eine Express Lieferung.
Weil noch immer viel Wind herrschte, entschieden wir uns noch eine Nacht länger mit Ernest, unserem neuen Mitsegler aus Taiwan, in der Marina zu bleiben. Für den daraufkommenden Tag planten wir einen Ausflug auf der Insel. Ernest war zu müde und wollte deshalb nicht mitkommen, so hatten Thomas und ich eine Privatführung auf der Insel mit Corinne. Corinne war eine ältere Dame, die in Tahiti aufgewachsen war und die Insel bestens kannte. Wir verbrachten mit ihr einen wundervollen Tag, besuchten vielen schönen Orten und sie erzählte uns interessante Geschichten über Tahiti. Am nächsten Tag ging’s dann aber weiter in Richtung Moorea.
In den 12 Tagen mit Ernest besuchten wir Moorea, Huahine, Raiatea, Tahaa und Bora Bora. Wir gingen schnorcheln, haben eine Vanillefarm besucht und viele Gespräche geführt. Es war immer noch sehr windig und deshalb konnten wir auch nicht soviel unternehmen wie gewünscht. Ernest hat aber seine Ferien genossen und ist zufrieden weiter nach Neuseeland gereist, wo seine Frau bereits auf ihn wartete.
Am Tag als Ernest abreiste ist noch unsere Frischwasserpumpe ausgestiegen. Zum Glück organisiert wir bereits in Panama eine Ersatzpumpe. Trotzdem brauchten wir einen halben Tag um die neue Pumpe einzubauen. Erstens war sie anderes verkabelt als die alte (neues Model) und zweitens ist die Pumpe an einem sehr mühsamen Ort im Motorentraum eingebaut. Dank Teamwork liefen aber unsere Wasserhähnen nach dem eindunkeln wieder auf Hochtouren.
Wir haben noch ein paar Tage in Bora Bora verbracht, sind Schnorcheln gegangen und haben eine Tanz- und Feuershow besucht. Da Bora Bora teuer ist und man eine Boje nehmen muss, haben wir uns entschieden, bis das Wetter gut ist zurück zur Nachbarinsel Tahaa zu segeln. In Tahha besuchten wir dann endlich eine Perlenfarm, was schon lange auf unserer To do-Liste stand. Nach 3 Tagen segelten wir nach Raiatea wo wir für ein paar Tage ein Platz in der Marina Apoiiti ergattern konnten. Wir haben die Wäsche erledigt, eingekauft, Boot geputzt und eine nette Schweizer Familie kennen gelernt.
Das Wetter sah soweit gut aus, also war es Zeit, Französisch Polynesien zu verlassen. Unser nächstes Ziel hiess Niue. Der Törn nach Niue war ruhig und dauerte 8 Tage. Wir hatten eher zu wenig Wind und sind in der Nacht angekommen. Alofi war der erste Port of Entry, wo wir prompt eine Antwort per VHF erhalten haben und das mitten in der Nacht, wenn man bedenkt, dass auf der Insel nur 1600 Einwohner leben. Wir bekamen die Koordinaten der Boje bereits im voraus, also war alles entspannt und wir fanden die für uns reservierte Boje auf Anhieb. Ein neues Land, eine kleine Insel, wir konnten in der Dunkelheit noch nichts erkennen. Nach dem obligatorischen Ankerdrink hiess es also, zuerst mal schlafen.
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