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Fiji bis Mauritius

Überfahrt nach Vanuatu – von Spülproblemen und Schnitzeljagd in der Elektrik

Die Überfahrt nach Vanuatu verlief im Grossen und Ganzen problemlos – aber wie so oft auf See blieb ein Zwischenfall nicht aus. Eines Morgens, während meiner Schicht, wollte ich aufs WC – doch plötzlich funktionierte die Spülung nicht mehr. Was war denn jetzt schon wieder los? Erst in Bora Bora hatten wir doch eine neue Frischwasserpumpe eingebaut! Ich wartete, bis Thomas aufwachte, um der Sache gemeinsam auf den Grund zu gehen. Trotz intensiver Suche brachten wir die Frischwasserpumpe nicht mehr zum Laufen. Zum Glück haben wir an Bord eine Deckpumpe, die wir auf Frischwasser umstellen können. Also schlossen wir den Schlauch an und führten ihn ins Boot. Von da an wurden die Toiletten und das Abwaschbecken über diesen Umweg gespült – denn unsere WCs laufen ausschliesslich mit Frischwasser. In Port Vila angekommen, widmeten wir uns erneut dem Pumpenproblem. Anfangs dachten wir, die Pumpe sei defekt, und suchten nach einem Ersatz. Nach mehreren Anläufen fanden wir tatsächlich ein passendes Modell in einem der örtlichen Läden. Alte Pumpe raus, neue rein – doch schon bald war klar: Die Pumpe war nicht das Problem, sondern die Stromversorgung. Und auf einem Schiff gleicht die Fehlersuche in der Elektrik einer Schnitzeljagd. Ein lokaler Elektriker konnte uns zumindest eine provisorische Lösung über die Starterbatterie einrichten – besser als die bevorstehende Überfahrt nach Australien weiterhin mit der Deckpumpe bestreiten zu müssen.

Port Vila entdecken

Neben den technischen Herausforderungen blieb auch Zeit, Port Vila und seine Umgebung zu erkunden. Besonders beeindruckt hat uns der grosse Markt mit frischem Obst und Gemüse. Auch die vielen kleinen Restaurants luden zum Verweilen ein und man konnte an verschienden Orten den Männern beim Boccia spielen zuschauen. Die Sprache in Vanuatu – eine Mischung aus Englisch, Französisch und Bislama – fanden wir charmant und amüsant zugleich. Und die Menschen begegneten uns durchweg herzlich.

Warten aufs Wetter und die Überfahrt nach Australien

In Vanuatu mussten wir noch einige Tage auf ein gutes Wetterfenster für die Weiterfahrt nach Cairns warten. Der Wind war oft stark, und eine sorgfältige Routenplanung war nötig. Immerhin konnten wir in der Zwischenzeit unsere Gasflasche füllen – keine Selbstverständlichkeit in der Region und soweit wir wussten in Australien unmöglich mit unserem Flaschentyp. Die Überfahrt verlief dann trotz viel Wind recht angenehm. Mitten auf dem Ozean begegneten wir sogar einem anderen Segelschiff – an Bord waren Bruno und seine Freundin Elise, wie wir per Funkkontakt herausfanden. In Cairns lernten wir sie später persönlich kennen.

Einreise nach Australien – mit Hunden und Hygienekontrollen

Die Einreise nach Australien gilt als eine der strengsten weltweit – besonders mit dem eigenen Segelboot. Bereits im Vorfeld mussten zahlreiche Formulare ausgefüllt und ein Visum online beantragt werden. In Cairns angekommen, begann das eigentliche Prozedere. Zuerst kam der Zoll – begleitet von zwei speziell ausgebildeten Hunden. Uns wurde erklärt: Einer sucht nach Drogen, der andere nach Bargeld. Auch wenn man nichts zu verbergen hat, ist so eine Durchsuchung ein leicht beklemmendes Erlebnis. Die Hunde schnüffelten durch jede Ecke des Boots – und hinterliessen dabei jede Menge Haare. Nach rund drei Stunden war dieser Teil erledigt. Doch das war noch lange nicht alles: Als nächstes kam die Biosecurity. Frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Eier, Fleisch oder Fisch dürfen grundsätzlich nicht eingeführt werden. Sogar unser vakuumverpackter Reis – in Panama in großen Mengen gekauft – musste entsorgt werden. Natürlich nicht kostenlos: Für die Entsorgung wurde eine Extra-Gebühr fällig. Nach rund fünf Stunden war es geschafft: Die Einreise war vollständig abgeschlossen, und wir durften offiziell australischen Boden betreten.

Cairns – Willkommen im Supermarktparadies

Cairns begeisterte uns vom ersten Moment an. Nach vielen Monaten im Pazifik, wo man manchmal um Tomaten kämpfen muss und vieles schlicht nicht erhältlich ist, fühlte es sich wie das reinste Einkaufsparadies an. Supermärkte wie in der Schweiz – mit allem, was das Herz begehrt. Fenchel stand ganz oben auf unserer Einkaufsliste und wurde direkt verkocht. In einem kleinen italienischen Restaurant am Hafen gönnten wir uns eine der besten Pizzen seit Langem – gebacken von echten Italienern. Thomas genoss danach einen Grappa, und ein perfekter Espresso rundete das Erlebnis ab.

Herzliche Begegnungen in der Marina

Unsere Nachbarn in der Marina – Jourdan und Matt mit ihrer kleinen Tochter Penelope – luden uns ganz spontan zum Abendessen ein, obwohl wir uns vorher gar nicht kannten. Es wurde ein wunderschöner Abend voller Herzlichkeit, wie wir ihn so schnell nicht vergessen werden. In Cairns erhielten wir auch endlich unsere neuen Batterien. Bereits seit Panama kämpften wir mit den alten, und Australien war aus Kostengründen der beste Ort für den Austausch. Alles war Monate im Voraus organisiert – aber bis zur tatsächlichen Lieferung blieb eine gewisse Unsicherheit. Glücklicherweise klappte am Ende alles reibungslos und die Elektriker hatten sogar Zeit für den Einbau der Batterien.

Von Cairns nach Darwin

Die Überfahrt zur Lizard Island war traumhaft schön. Strahlendes Wetter und eine Route mitten durch das Great Barrier Reef machten diesen Abschnitt zu einem echten Highlight. Innerhalb des Riffs verläuft eine stark befahrene Seestrasse, doch wir konnten dennoch die spektakuläre Natur geniessen: Delfine begleiteten uns mehrfach, und sogar Wale liessen sich blicken.

Lizard Island war ein perfekter Zwischenstopp. Das türkisfarbene Wasser und die feinen Sandstrände luden zum Verweilen ein. Thomas und ich warfen den Grill an und ließen den Tag bei einem entspannten Abendessen mit Blick aufs Meer ausklingen. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Thursday Island, wo wir eine Nacht vor Anker lagen. Baden ist in dieser Region allerdings nicht ganz ungefährlich – Salzwasserkrokodile sind hier keine Seltenheit. Also lieber nur mit den Augen baden.

Von dort aus segelten wir weiter nach Darwin – durch Gewässer mit starken Strömungen. Teilweise hatten wir bis zu 5 Knoten Gegen- oder Rückenströmung, was unsere volle Konzentration am Steuer erforderte.

Ankommen in Darwin – Behörden, Begegnungen und ein bissiger Zwischenfall

Vor Darwin ankerten wir zunächst vor der Stadt, da vor dem Einlaufen in die Marina ein verpflichtender Biosecurity-Check ansteht. Ein Taucher behandelt dabei alle Seewassereinlässe des Boots mit einer speziellen Flüssigkeit, um die Einschleppung invasiver Arten zu verhindern – ein kostenloser, aber zeitaufwändiger Prozess. Erst danach durften wir durch eine Schleuse – eine Art Mini-Panama-Kanal –, die wegen des starken Tidenhubs notwendig ist. Nach der Behandlung mussten wir allerdings noch mindestens zehn Stunden warten, bevor wir in die Marina einlaufen durften.

In Darwin verbrachten wir eine ereignisreiche Zeit: Wir besuchten ein Festival, trafen Bruno und Elise wieder und kümmerten uns um die Elektrik – insbesondere unsere immer noch provisorisch verkabelte Süsswasserpumpe. Mit viel Aufwand fanden wir einen Elektriker der sich diesem Problem wirklich annahm. Er brauchte dafür jedoch einen ganzen Tag um in die engsten Ecken des Bootes zu gelangen.

Ein unglücklicher Vorfall: Thomas wurde von einem Hund gebissen. Dadurch lernten wir jedoch Bred den Hundebesitzer kennen – einen hilfsbereiten, bodenständigen Australier, der in Darwin quasi zur lokalen Institution gehört.

Am Tag vor unserer Weiterreise sollte noch ein Software-Update für unseren B&G-Plotter durchgeführt werden. Leider lief alles schief: Nach dem Update funktionierte unser Kompass nicht mehr – und das ausgerechnet am Freitagabend um 17 Uhr, als niemand mehr erreichbar war. Und Custom musste bereits 5 Tage zuvor über die Abreise informiert werden.

Wieder einmal hatten wir Glück im Unglück: Durch den Zwischenfall mit dem Hund kannten wir inzwischen Bred gut, der wiederum gute Kontakte hatte. Noch am selben Abend kam der Chef der Firma persönlich vorbei – mit einem neuen Kompass im Gepäck. Die Systeme konnten wieder in Betrieb genommen werden. Allerdings mussten wir die Kosten selbst tragen – günstig war das nicht. Aber immerhin waren wir wieder fahrbereit.

Von den Cocos (Keeling) nach Mauritius – die bislang härteste Etappe unserer Reise

Die Überfahrt zu den Cocos (Keeling) Islands begann ungewöhnlich ruhig – fast zu ruhig. In dieser Jahreszeit herrscht auf den ersten 1000 Seemeilen dieser Route oft völlige Flaute, kaum ein Hauch von Wind. Genau deshalb entschieden wir uns, einen Zwischenstopp auf den Cocos (Keeling) einzuplanen. Man hatte uns gesagt, dort könne man Diesel bunkern – ein entscheidender Vorteil, wenn man streckenweise auf den Motor angewiesen ist. Leider stellte sich später heraus: Diesel gab es dort nicht. Kein Tropfen weit und breit.

Trotzdem war die Überfahrt zunächst entspannt, wenn auch voller kleiner Herausforderungen. Immer wieder kreuzten riesige unbelichtete Fischerbojen unseren Kurs – so gross, dass sie aus der Ferne wie kleine Boote wirkten. Und kaum hatten wir die 12-Meilen-Zone vor Australien erreicht, wurden wir von einem Flugzeug der australischen Border Control überflogen und per Funk kontaktiert. Ein aussergewöhnliches Erlebnis – so viel unmittelbaren Kontakt mit den Behörden, noch dazu aus der Luft, hatten wir bis dahin nie erlebt.

Australian Border Force

Cocos (Keeling) – ein abgelegenes, windiges Paradies

Die Cocos (Keeling) Islands – ein abgelegenes Atoll mitten im Indischen Ozean – wirkten wie ein kleines Paradies. Weisser Sand, türkisblaues Wasser, Palmen, die sich im Wind wiegten. Die Natur war atemberaubend. Politisch gehören die Inseln zu Australien, aber gefühlt ist man hier in einer anderen Welt – fernab von Hektik, Verkehr und Lärm. Wir verbrachten vier Tage dort. Der ständige, kräftige Wind machte es uns allerdings schwer, die Umgebung auf dem Wasser zu erkunden. Ich hatte mich sehr auf das Schnorcheln gefreut – doch bei dem starken Schwell war unter Wasser kaum etwas zu erkennen. Die Sicht war trüb, die Unterwasserwelt blieb uns verborgen. Dafür machten wir einige Dinghyfahrten zum kleinen Ort – jeweils etwa 20 Minuten pro Strecke – und lernten Ralf kennen, einen netten Schweizer Segler. Trotz der Umstände genossen wir die Zeit auf den Inseln – ein windiges Idyll inmitten der Weite des Ozeans.

Kurs Mauritius – und direkt in die Arme eines Tropensturms

Das Wetter zeigte sich stabil – zwar windig, aber nichts, was uns Sorgen machte. Also hiess es am 21.09.24: Anker hoch, Segel setzen, Kurs Mauritius. Doch schon kurz nach dem Start änderte sich die Stimmung. Es wurde grau, nass und ungemütlich. Regen, starker Wind, hohe Wellen – und plötzlich war auch unsere Internetverbindung über Starlink weg. Für volle zwei Tage. Zum ersten Mal auf unserer Reise waren wir komplett von der digitalen Welt abgeschnitten. Als wir endlich wieder Empfang hatten, traf uns die Realität: Wir befanden uns mitten auf dem direkten Kurs in ein tropisches Tief, das inzwischen einen Namen hatte – Ancha.

Was dann folgte, war die wohl forderndste Etappe unserer bisherigen Reise. Die See war chaotisch – die Wellen kamen aus allen Richtungen und türmten sich auf beachtliche Höhen. Der Wind erreichte regelmässig bis zu 38 Knoten. Wir kämpften nicht nur mit den Elementen, sondern auch mit uns selbst. Unsere Strategie: so schnell und so weit wie möglich nach Süden flüchten – raus aus dem Einflussbereich des Tiefs. Dabei legten wir über 500 zusätzliche Seemeilen zurück. Es war eine Zeit der Konzentration, der Erschöpfung – und der inneren Anspannung. Tag für Tag, Stunde um Stunde. Unsere mentale Ausdauer wurde auf eine harte Probe gestellt.

Ein kurzes Aufatmen – und ein neuer Rückschlag

Nach rund zwölf Tagen zeichnete sich endlich eine Wetterberuhigung ab. Der Sturm flaute ab, wir hatten es geschafft das Tief südlich zu umfahren. Wir setzten unseren Parasailor und konnten erstmals wieder durchatmen. Sogar einen Tag lang schien es, als sei der schlimmste Teil überstanden. Nördlich von uns zuckten zwar weiterhin Gewitterzellen – eine schwarze Wand, aber laut allen Wettermodellen lag Mauritius nun klar auf Kurs. Wir atmeten tief durch: Wir haben es geschafft. Doch das Glück währte nur kurz. Das Tief änderte seine Richtung – und zog uns erneut in seinen Bann. Als wäre das nicht genug, lag direkt vor uns ein grosser Unterwasserberg. Wären wir in dieser Phase darüber hinweggesegelt, hätten sich die Wellen dramatisch aufbauen können. Um das Risiko zu vermeiden, mussten wir unseren Kurs nochmals ändern – tiefer ins Tief hinein, um den gefährlichen Wellenformationen zu entgehen.

Land in Sicht – erschöpft, abgemagert, aber heil

Nach insgesamt 17 Tagen auf See – davon 14 Tage im Sturm – erreichten wir Mauritius. Wir waren erschöpft, körperlich ausgezehrt und mental leer. Doch wir waren da. Sicher. Lebendig. Und mit einem neuen Mass an Respekt – für den Ozean, für das Wetter und für uns selbst. Diese Etappe hat uns alles abverlangt. Und gleichzeitig hat sie uns gezeigt, wozu wir gemeinsam als Crew fähig sind. Wir sind nicht dieselben, die wir am Tag des Aufbruchs waren – wir sind gewachsen. An den Wellen, am Wind und an uns selbst.

 
 
 

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